20 Jahre – 20 Menschen: Elfe Binder, Leitung Bunter Kreis Landshut / Sozialmedizinische Nachsorge Zentrum Niederbayern
Elfe Binder leitet den Bunten Kreis Landshut und verantwortet damit die Sozialmedizinische Nachsorge für das Zentrum Niederbayern der Stiftung AKM. Im Interview erzählt sie, was Niederbayern so besonders macht, warum ihr die Kleinsten so am Herzen liegen und woher sie ihren schönen Vornamen hat.
Mit rund sechs Jahren Erfahrung bist du das Urgestein im Team des Zentrum Niederbayern und hast entsprechend die Stiftung AKM sich verändern und wachsen sehen. Was hat sich im Vergleich zu damals am prägnantesten geändert?
Elfe Binder: Es tut sich vor allem personell sehr viel, nicht zuletzt auch im Zentrum Niederbayern. Hier und in der Sozialmedizinischen Nachsorge sind wir auf einem guten Weg, die ersten zwei Jahren waren dagegen eher eine Anlaufphase. Mithilfe des Netzwerks hat der Bunte Kreis Landshut dann aber steigende Fallzahlen verzeichnet, unter denen sich auch herausfordernde und fachlich spannende Fälle befinden.
In Niederbayern lebt ein besonderer Menschenschlag, entsprechend war auch die Regionalisierung der Stiftung vor fünf Jahren ein logischer Schritt. Was macht deiner Meinung nach die Niederbayern aus und wie beeinflusst das deine Arbeit?
Elfe Binder: Ich mag diesen Menschenschlag und den Dialekt, ich fühle mich bei den niederbayerischen Familien sehr wohl. Niederbayern sind urig im positivsten Sinne, aber auch herzlich, das gilt für alle Familien bei uns – egal ob bayrisch oder nicht. Was uns in der täglichen Arbeit dagegen viel Zeit kostet, sind die langen Wege im dünn besiedelten Niederbayern.
Als Leiterin des Bunten Kreises Landshut verantwortest du die Sozialmedizinische Nachsorge im Zentrum Niederbayern und hast entsprechend eine operative Sonderstellung innerhalb des Teams inne. Fühlst du dich trotzdem immer zugehörig und von der Stiftung ausreichend gehört und wahrgenommen?
Elfe Binder: In Niederbayern läuft aktuell der Findungsprozess im Team der Kinderhospizarbeit, deshalb steht die Sozialmedizinische Nachsorge aufgrund ihrer Funktionalität nicht im Fokus. Ich sorge aber dafür, dass meine Kolleginnen das auch so wahrnehmen und die Arbeit des Bunten Kreises Landshut im Netzwerk nicht untergeht. Die Zusammenarbeit mit den weiteren Bunten Kreisen verläuft stabil und stets wertschätzend, die restliche Stiftung AKM hält sich zumeist zurück, ist aber beispielsweise im Bereich Pressearbeit auch an meiner Seite.
Warum beschäftigst du dich eigentlich so gerne mit den Kleinsten unserer Gesellschaft?
Elfe Binder: Sie liegen mir einfach schon immer. In meiner Ausbildung habe ich alles von den Kleinsten bis zu den Senioren kennengelernt, aber bin auch von den damaligen Kolleginnen und Kollegen immer bei den Säuglingen gesehen worden. Mir hat aber auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in meiner Zeit als Intensivpflegerin viel Spaß und tolle Erinnerungen bereitet. Trotzdem bin ich immer wieder bei den Kleinsten gelandet, irgendwie habe ich für sie anscheinend das richtige Gespür.
Was gibt es dir, denen, deren Start ins Leben holprig verläuft, unter die Arme zu greifen?
Elfe Binder: Besonders wichtig ist mir der Beratungseinsatz im Sinne der Eltern. Wenn Fragen aufkommen, wie „Soll ich die Operation durchführen lassen oder nicht?“ kann ich den Eltern ihre Entscheidung nicht abnehmen, aber ich kann ihnen Möglichkeiten und Gefahren aufzeigen. Ich stelle den Eltern unseren Strauß an Angeboten vor, und sie können sich ohne Zeitdruck aussuchen, was sie brauchen und treffen dann die für sie richtige Entscheidung. Ich merke dabei auch, dass die Eltern es als wertschätzend wahrnehmen, dass wir ihnen nichts überstülpen wollen.
Welchen Vorteil hat der Bunte Kreis Landshut und auch du in deiner Arbeit durch die Trägerschaft der Stiftung AKM? Zumeist werden Bunte Kreise schließlich an die pädiatrischen Stationen der Kliniken angegliedert.
Elfe Binder: Wir haben in der Stiftung AKM ein multiprofessionelles Team. Was die Sozialmedizinische Nachsorge angeht, haben wir zwar eine Kurzausbildung in Sachen Sozialberatung, können dank der Stiftung die Familien aber auch intensiv durch andere Fachbereiche begleiten lassen. Wir müssen nicht extern nach Pflegeberatern oder Ähnlichem suchen, sondern können auf unsere Teams zurückgreifen. Darüber bin ich auch sehr froh.
Auch in deiner Freizeit übernimmst du gerne Verantwortung, leitest in deiner Heimatgemeinde einen Tanzsportverein. Warum ist es dir so wichtig – ob in deiner Arbeit oder ehrenamtlich – der Gesellschaft etwas zurückzugeben?
Elfe Binder: Da bin ich tatsächlich reingerutscht. Vor 20 Jahren habe ich aus Interesse einen Kurs belegt und dachte auch nicht, dass ich dem Verein so lange treu bleibe. Ich merke aber, dass mir der Tanz auch nach harten Tagen viel zurückgibt. Beispielsweise betreue und trainiere ich wöchentlich eine Gruppe dauerhaft körperlich und geistig beeinträchtigter Personen, die mich mit ihrer Freude am Tanz und ihrer herzlichen Art immer wieder aufpäppeln, egal wie sehr ich mich zuvor durch den Tag geschleppt habe. Für mich geht es dabei auch nicht um Perfektion, sondern um Freude an der Bewegung und diese Freude gibt auch mir viel zurück: Ich brauche kein Lob, sondern nur das Lächeln der Teilnehmerinnen.
Die Abschlussfrage brennt bestimmt vielen unter den Nägeln, die dich nicht so gut kennen: Woher kommt eigentlich dein schöner Vorname?
Elfe Binder: Meine Eltern wollten auf Anraten meiner Großeltern einen kurzen Namen. Der Name Elfe stammt dabei aus einem evangelischen Kalender der Siebenbürger Sachsen, einer im heutigen Rumänien ansässigen deutschsprachigen Minderheit, der ich angehöre, und ist dort am 2. Juni zu finden.
Liebe Elfe, danke für deinen Einsatz und deine herzliche Art. Auch die „Kleinsten“ haben ein gutes Gespür!