Warum ich Papa nicht Tschüss sagen konnte
Leon*, 10 Jahre, hat vor kurzem seinen Papa verloren – verabschieden konnten er und seine Familie sich aufgrund der Corona-Pandemie nicht. Wie er das alles erlebt hat und wie wir die Familie jetzt unterstützen, erzählt er uns hier.
Warum ich Papa nicht Tschüss sagen konnte
Ich bin Leon, 10 Jahre alt, und ich habe keinen Papa mehr.
Es war in der Zeit, in der alle Menschen auf der Welt nur ein Thema hatten: Corona. Man hörte nichts anderes mehr. Ich und mein Bruder verbrachten viel Zeit zu Hause, auch meine Eltern arbeiteten im Homeoffice. Erst da wurde mir bewusst wie viel mein Papa als Projektleiter zu tun hatte und wie viel Stress er ausgesetzt war. Eines Morgens weckte uns meine Oma, Mama und Papa seien schon auf dem Weg in ein Krankenhaus, weil es Papa über Nacht nicht gut ging. Und dann ging alles ganz schnell.
Krebs im Endstadium nennt man das. Alle Organe befallen. Spezialklinik. Da wir eher ländlich wohnen, dachte ich noch: So weit weg, da müssen Mama und Papa aber lange heimfahren. Aber heim kam Papa nicht mehr.
Palliativ, meinten sie, wäre gut. Das ist wohl so eine Art letzte Station. Dort kommt man hin zum Sterben, glaube ich. Und Papa ist allein gestorben, ohne uns. Da Corona unser Land bestimmte, durften wir nicht mal Tschüss sagen. Ich bin so traurig, dass ich ihm nicht mehr sagen konnte, wie lieb ich ihn hab. Oder dass er weniger arbeiten soll. Und dass er mehr mit mir spielen soll. Und dass, … ach dass ich ihn sehr vermisse. Er fehlt mir jeden Tag. Mama auch. Sie weint sehr oft.
Genau deshalb haben wir jetzt die Stiftung AKM bei uns. Die kommen einmal die Woche und reden mit meinem Bruder, Mama und mir. An den Geschwistertagen dürfen wir auch teilnehmen, wenn sie wieder stattfinden. Das AKM hilft uns wirklich sehr. Ich höre immer Mama zu der Frau von der Stiftung sagen: „Ohne Euch gäbe es mich auch nicht mehr.“
*Name geändert
