Der Moment, wenn eine Familie wieder „flügge“ wird

Der Moment, wenn eine Familie wieder „flügge“ wird

In unserem Fachbereich Sozialmedizinische Nachsorge geht es vor allem darum, Familien mit einem schwersterkrankten Kind dabei zu helfen, den Übergang von der Klinik ins häusliche Umfeld so gut wie möglich zu gestalten und die jeweilige Diagnose auch im Alltag zu bewältigen. Elfe Binder aus dem ambulanten Zentrum Niederbayern beschreibt, wie es sich anfühlt, eine solche Familie auf ihrem Weg zu begleiten und dann Stück für Stück auch wieder loszulassen.

Sozialmedizinische Nachsorge mit Höhen und Tiefen

„Als Case Managerin und Fachkinderkrankenschwester in der Sozialmedizinischen Nachsorge berate und unterstütze ich Familien nach einem Krankenhausaufenthalt mit einer komplexen Erkrankung, wie beispielsweise schwere Operationen im Magen-Darm-Bereich, die zu einem Anus Praeter (künstlicher Darmausgang) führen, Herzerkrankungen, Tracheostoma, Zwerchfellhernie und viele mehr.

Beim Erstbesuch analysieren wir gemeinsam mit der Familie den Versorgungsbedarf: Dabei kristallisieren sich die unterschiedlichsten Bedürfnisse heraus, wie besondere Anleitung in der Wundpflege, im Umgang mit dem Tracheostoma oder Anus Praeter sowie in der besonderen Krankenbeobachtung usw. Wir erarbeiten zusammen eine Strategie, um die notwendige Pflege zu bewältigen. Dieser Fahr- bzw. Hilfeplan sowie das Wissen um regelmäßige Besuchstermine zu Hause geben den Eltern eine gewisse Sicherheit. Sie wissen außerdem, dass sie sich zwischen den Hausbesuchen jederzeit melden können, was zusätzlich beruhigt.

Im Laufe der Nachsorge erleben wir die unterschiedlichsten Höhen und Tiefen: emotional, psychisch, und medizinisch. Manchmal gibt es eben auch Rückschläge, die gemeinsam zu verarbeiten und zu bewältigen sind. Es sind vor allem diese Rückschläge, die Eltern und Kind besonders fordern“, so Elfe Binder.

Abschlussgespräch zum Abschied

„Irgendwann kommt dann der Tag des Abschieds von der Familie – immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nach etwa drei Monaten (während Corona nach fünf Monate) lassen wir im Abschlussgespräch die Nachsorge-Zeit Revue passieren: Wie schwer doch der Anfang zu Hause mit der ungewohnten Situation war, wie unsicher sich die Eltern nach dem Krankenhausaufenthalt gefühlt haben, wie viel es zu organisieren gab (Hilfsmittel, Apotheke, Termine zu Therapeuten wie Logopädie, Physiotherapie), die kreisenden Gedanken und Sorgen um ihr Kind, die Problematiken in der Ernährung, die Wundversorgung und vieles mehr.

Auch im Gespräch werden die Hochs und Tiefs nochmals besprochen, aber immer mit dem Fokus darauf, was alles schon erreicht wurde und wie es hoffentlich auch weitergeht:

  • die gute Akzeptanz der Krankheit
  • der neue strukturierte Alltag
  • das eingespielte Team der Eltern
  • die regelmäßigen vereinbarten Termine mit Therapeut*innen
  • die Stabilisierung der Erkrankung
  • die gesicherte ambulante ärztliche Behandlung
  • die Erkenntnis, dass Krankenhausaufenthalte vermieden werden konnte und vieles – wenn auch mit Unterstützung – zu Hause zu schaffen ist
  • die Sicherheit der Eltern um Umgang mit der gesamten Situation
  • ein gestärktes Familiensystem für die nächsten bevorstehenden OP’s
  • dass sie gelernt haben, ihr Familienglück trotz besonderer Umstände wieder ein bisschen genießen zu können

Und vor allem: Das Lächeln der Eltern und ihre Freude über das bisher Geschaffte! Mit diesem Bild vor Augen bin ich gestärkt, die nächste Familie zu besuchen.“

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Zitat unserer Ehrenamtlichen MarieFreunde am Meer