„Haltung“ in der Kinderhospizarbeit – Wie begegnen wir Familien?
Schlägt man im Duden das Wort Haltung nach, findet man als erstes die Beschreibung zur Körperhaltung: Sie ist u. a. ein Ausdruck des eigenen Befindens. Bei der Kinderhospizarbeit legen wir aber das Augenmerk auf die innere Haltung. Doch was ist damit genau gemeint?
Der Duden dazu: „Diese innere Haltung ist eine innere Einstellung des Menschen, die sein Denken und Handeln bestimmt und prägt. Letztlich bildet die innere Grundhaltung das Fundament der Persönlichkeit eines Menschen. Sie beinhaltet im Wesentlichen die Einstellung gegenüber Menschen und Situationen.“
Persönliche und berufliche Haltung
Neben der persönlichen Haltung gibt es auch eine fachliche, berufliche, professionelle Haltung, die durch die jeweilige Berufsausbildung oder das Studium geprägt und durch gemachte Erfahrungen ergänzt wird. Unser Team der Kinderhospizarbeit besteht aus zwei Berufsgruppen: Gesundheits- und Krankenpfleger*innen und Sozialpädagog*innen. Diese haben durch ihre Ausbildung unterschiedliche professionelle Haltungen vermittelt bekommen. Hinzu kommt, dass jeder Mitarbeitende seine persönliche Haltung – geprägt durch sein eigenes Wertesystem – in die tägliche Arbeit mit einfließen lässt.
Vielfalt ist Trumpf
Wir bei der Stiftung AKM sind der Ansicht, dass gerade diese Vielfältigkeit, aus persönlicher und beruflicher Prägung heraus ein großer Schatz ist, den wir im Sinne der unterschiedlichen Familien nutzen können. Somit achten wir schon bei der „Verteilung“ der Familien darauf, wer gut zu welcher Familie passen könnte. Und wir können uns in Teambesprechungen wunderbar ergänzen, um die Familien allumfassend gut begleiten zu können. Jeder ist anders – und damit herzlich Willkommen.
Eckpfeiler einer gemeinsamen Haltung: Empathie, Wertschätzung, Kongruenz
Trotzdem gibt es wichtige Eckpfeiler einer gemeinsamen Haltung. Im Wesentlichen stehen wir hinter der Grundhaltung und dem Menschenbild von Carl Rogers. Rogers (geb. 1902) war ein amerikanischer humanistischer Psychologe und Psychotherapeut. Er betont die Einzigartigkeit des Individuums und das Streben des Menschen unter allen Umständen, auch unter den lebensfeindlichsten, zu wachsen und zu leben. Die drei Grundpfeiler in der Begegnung mit seinen Klienten bestanden aus Empathie, Wertschätzung und Kongruenz: Empathisches Arbeiten bedeutet das einfühlende Verstehen und das echte Verständnis der Familien, welches eine nicht wertende Haltung voraussetzt. Wir wertschätzen die individuellen Bewältigungsstrategien der Familien ihrer hoch belasteten Lebenssituation. Dabei sind unsere Fachkräfte der Kinderhospizarbeit immer gefordert, in der Arbeit mit den Familien nahbar, authentisch und transparent zu sein. Das versteht Carl Rogers unter Kongruenz. Durch diese Haltung ist es möglich, ein Vertrauensverhältnis zu den Familien aufzubauen.
Begegnung auf Augenhöhe
Das bedeutet für uns, einen Schritt zurückzutreten, um den Familien Raum zu geben, gleichzeitig, aber dennoch jederzeit verfügbar zu bleiben. Familien gehen manchmal andere Wege, als wir sie gehen würden. Natürlich ist es unsere Aufgabe, ihnen Alternativen aufzuzeigen und beratend zur Seite zu stehen, während wir die Entscheidungen und Handlungen der Familien respektieren. Wir begleiten die Wege, die sie wählen. Dabei arbeiten wir stets systemisch. Der Systemische Ansatz bedeutet, dass wir den Erkrankten nie isoliert betrachten, sondern immer sein gesamtes Umfeld (Familie, Freunde, Institutionen) miteinbeziehen. Wir sind immer auch Teil eines Ganzen. Wir arbeiten auf Augenhöhe mit den Familien und erkennen sie als Experten ihres eigenen Lebens an.
Selbstfürsorge stützt die innere Haltung
Um diese Haltung aufrecht erhalten zu können, ist es unseren Fachkräften der Kinderhospizarbeit besonders wichtig, auch stets gut auf sich selbst zu achten. Innerhalb der Arbeit legen wir deshalb großen Wert auf eine gute Psychohygiene innerhalb unseres Teams, wir nehmen regelmäßig an Supervisionen Teil und beraten uns kollegial. Im privaten Bereich hat jede*r seine/ihre ganz persönlichen Strategien entwickelt wie beispielsweise Musikmachen, Sport, Wandern oder Gartenarbeit.