Ehrenamt Familienbegleitung: Warum machst du das?
„Warum machst du das? Ich könnte das niemals!“ Diese Sätze hört Gaby Fellner so ziemlich jedes Mal, wenn sie Freunde oder Bekannte auf ihr Ehrenamt als Familienbegleiterin im AKM ansprechen. „Ja, das ist eine gute Frage und ich beantworte sie hier mal für mich selbst“, erzählt uns Gaby.
Ein anderer Blick aufs Leben
“Ich habe durch den eigenen Verlust eines geliebten Menschen einen anderen Blick auf das Leben und Sterben und vor allem auf die wertvolle Palliativarbeit bekommen. Ich hatte damals das dringende Bedürfnis, die Angst vor dem Tod und den Begleitumständen zu verlieren und traf den Entschluss, mich mehr mit der Hospizarbeit zu beschäftigen. Und es war schnell klar, dass es mich mehr zu Kindern als zu Erwachsenen hinzog.“
Wegweisende Schulung
„Ich suchte im Internet nach Möglichkeiten in meiner Umgebung und stieß auf das AKM. Die Ausbildung, die sich blockweise über knapp ein Jahr hinzog, schweißte eine Gruppe aus verschiedensten Menschen mit genauso unterschiedlichen Erwartungen zusammen. Diese Zeit war sehr wertvoll und brachte auch mich auf meinem Weg ein gutes Stück weiter. Wir wurden in den unterschiedlichsten Bereichen sehr gut auf unsere Tätigkeit vorbereitet. Am intensivsten empfand ich den Prozess der eigenen Sterblichkeit.“
Entlastung für die Eltern, Abwechslung für Simon
„Nach Abschluss der Ausbildung durfte ich sehr bald meine erste Begleitung übernehmen, und ich hatte das große Glück, auf eine überaus herzliche und humorvolle Familie zu treffen. Der an einem inoperablen Hirntumor (Glioblastom) erkrankte damals 12-jährige Sohn Simon hat mir mit seinem lustigen und zugleich tief positiven Wesen die Begleitung ungemein erleichtert. Ich besuchte ihn 1 x wöchentlich für ca. 4 Stunden und wir haben diese Nachmittage mit unterschiedlichsten Aktivitäten gefüllt. Vom Malen über gemeinsames Kochen, Backen oder Gesellschaftsspiele waren wir immer gut beschäftigt und ich konnte in dieser Zeit die Eltern zumindest ein bisschen entlasten. Und Simon hat die Abwechslung mit mir auch genossen.“
Ein ausgeglichenes Geben und Nehmen
„Ich fühlte in dieser Zeit eine ganz besondere Beziehung zu Simon. Seine Lebensweisheiten und seine positive, mutige Lebenseinstellung haben mich reich beschenkt und zur Familie ist ein freundschaftlicher enger Kontakt entstanden. Die Zeit war trotz der Aussicht, dass er viel zu früh gehen muss, eine bereichernde Zeit und ich empfand es als ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Und das ist kein Klischee.“
Ein Weg, den alle gehen müssen
„Mir wurde immer wieder bewusst, wie wertvoll unser Leben ist und dass wir alle irgendwann diesen Weg gehen müssen. Simon hat sich im Oktober 2019 auf seinen nächsten Weg gemacht – so hat er es selbst ausgedrückt. Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben und zwar nicht als krankes Kind, sondern als humorvoller, positiver und weiser Mensch, den ich ein kleines Stück begleiten durfte. Danke Simon!!
Wünschen würde ich mir, dass das Sterben und Abschiednehmen mehr Platz in unserer Gesellschaft erhält und nicht so stark verdrängt wird. Es gehört zu uns, so wie das Leben.“
Danke fürs Teilen
Danke von Herzen, liebe Gaby, dass du uns diesen intensiven Einblick in deine Arbeit als Ehrenamtliche Familienbegleiterin mit Simon gegeben hast. Auch ein herzlicher Dank geht an Simons Familie dafür, dass wir diese Geschichte mit unseren Unterstützern und Freunden teilen dürfen.
Allen, die sich nicht entscheiden können, möchten wir an dieser Stelle außerdem noch „Das Orakel-Buch“ von Simon Habenicht und seiner Therapeutin Birga ans Herz legen, in dem sie 30 unterschiedliche Entscheidungshilfen geben. Das Buch wurde kurz vor seinem Versterben veröffentlicht, die Zeichnungen stammen von Simon! Eine sehr persönliche Entscheidungshilfe!
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