Angebote des ambulanten Zentrums Niederbayern der Stiftung AKM und des Haus ANNA Eichendorf sollen sich künftig gewinnbringend ergänzen
Mit der Eröffnung des Haus ANNA Eichendorf gelang der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) im September dieses Jahres ein großer Wurf: Erstmalig in Bayern ergänzt eine Organisation der Kinderhospizarbeit ihre ambulanten Versorgungsnetzwerke um ein (teil)stationäres Angebot. Betroffene Familien mit lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen zwischen 0 – 27 Jahren können so ab sofort vielgliedrig und deutlich umfassender betreut und unterstützt werden.
Während das Zentrum Niederbayern und deren Fachkräfte die Familien ambulant betreuen und entsprechend die Betroffenen in ihren eigenen vier Wänden aufsuchen, ist Haus ANNA Eichendorf ein teil- oder vollstationäres Angebot in der geographischen Mitte Niederbayerns, in dem erkrankte Kinder und Jugendliche zur Entlastung ihrer Eltern alleine versorgt werden können. Die Kernthematiken der Kinderhospizarbeit im Haus ANNA sind somit in die Bereiche Pflege, Pädagogik und Therapie einzuteilen. Denn neben der pflegerischen Versorgung werden am Standort Eichendorf auch pädagogische Leistungen, sowie verschiedene Therapieformen (beispielsweise Musik- und Physiotherapie) angeboten.
In der ambulanten Kinderhospizarbeit dagegen fungieren die Fachkräfte der Stiftung AKM als Koordinator*innen verschiedener Hilfeleistungen, die das Zentrum Niederbayern zwischen Mainburg und Hauzenberg anbietet. Des Weiteren stehen diese jederzeit an der Seite der Familien und sorgen so für regelmäßige psychosoziale Entlastung – ungeachtet dessen, dass den Betroffenen ambulant ein ganzer Strauß an Angeboten, beispielsweise die Angehörigenberatung, Therapeutische Krisenintervention oder Sozialmedizinische Nachsorge nach dem Modell „Bunter Kreis“ ausgebreitet wird, dessen Zusammensetzung diese individuell gestalten können.
Familien bleiben stets Entscheider
Während das Haus ANNA Eichendorf lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche zwischen 0 – 27 Jahren aufnehmen kann und darf, ist das Spektrum der Betreuung im ambulanten Sinne deutlich breiter: Zum einen zählen zur Zielgruppe der ambulanten Kinderhospizarbeit auch Familien mit erkrankten Elternteilen, in deren Haushalte minderjährige Kinder leben; zum anderen können auch Eltern von Sternenkindern begleitet werden. Die aufgebaute Vertrautheit zwischen Fachkräften, Ehrenamtlichen und Familie endet jedoch auch nicht mit der Gesundung oder dem Tod des betreuten Kindes oder Jugendlichen: Vielmehr legen die Familien selbst die Beendigung der Betreuung durch die Stiftung AKM fest.
Die Zusammenarbeit zwischen den nun bestehenden und unterschiedlich ausgerichteten Angeboten – Haus ANNA Eichendorf und das ambulante Zentrum Niederbayern – ist eng. Eine Verpflichtung für betroffene Familien, beide Einrichtungen zu nutzen, besteht allerdings nicht. „Die Familien entscheiden selbst, mit welchen unserer Entlastungsansätze sie sich wohlfühlen und welche Leistungen sie überhaupt benötigen. Unsere Fachkräfte informieren stets über weitere Möglichkeiten der Begleitung, aufgedrängt wird ihnen aber definitiv nichts“, sind sich Bettina Mayer (Leiterin Zentrum Niederbayern) und Corinna Burkhard (Geschäftsführerin Haus ANNA gGmbH) einig.
Angehörigenberatung soll teilstationär integriert werden
Die Stiftung AKM steht ferner für eine allumfassende Entlastung von Betroffenen: Neben der Kinderhospizarbeit trägt diese demnach im ambulanten Arbeitsbereich auch weitere Angebote mit. Die Angehörigenberatung zur bürokratischen Unterstützung der Familien soll dabei auch in das teilstationäre Haus ANNA Eichendorf integriert werden. Therapeutische Kurzintervention, der Krisendienst RUF24 und die Sozialmedizinische Nachsorge nach dem Modell „Bunter Kreis“ führen die jeweiligen Fachkräfte weiterhin vorwiegend aufsuchend durch.
Ambulant öffnet sich sowohl den Familien als auch den Mitarbeiter*innen eine hohe Möglichkeit an Flexibilität, teil- und vollstationär können dagegen maximal acht betroffene Kinder und Jugendliche gleichzeitig gepflegt, pädagogisch betreut und therapiert werden. Durch die vorwiegend teilstationäre Ausrichtung des Haus ANNA Eichendorf profitieren allerdings auch hiervon langfristig etwa 35 – 45 Familien aus dem gesamten Regierungsbezirk Niederbayern. Insbesondere bis zur Eröffnung der geplanten weiteren Standorte des Haus ANNA in Oberbayern stehen die Angebote in Eichendorf jedoch auch Familien aus anderen Regionen offen, insofern die weitere Anfahrt der Entlastung nicht entgegenwirkt.
Ehrenamt als Eckpfeiler
Entgeltlich gefördert wird der Einsatz von ehrenamtlichen Familienbegleiter*innen bei Betroffenen, die von der Stiftung AKM selbst ausgebildet und von den Fachkräften eingesetzt werden. Ferner können sich Interessierte ambulant ebenfalls als Krisenbegleiter*innen für den Krisennotruf RUF24 oder als Unterstützer*innen der Stiftung im Bereich Ehrenamt Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Inwieweit auch im Haus ANNA Eichendorf künftig Ehrenamtliche zum Einsatz kommen werden, prüfen die Verantwortlichen aktuell.
Sowohl das ambulant arbeitende Zentrum Niederbayern der Stiftung AKM als auch das teilstationäre Haus ANNA Eichendorf verstehen sich als niederschwellige Angebote für betroffene Familien, rechtlich handeln diese allerdings disjunkt und stellen eine Ergänzung füreinander dar. Beide arbeiten auf Grundlage der kinderhospizlichen Verordnung und sind keineswegs nur für Familien aus Niederbayern zugänglich: Zwar sind die Angebote – ambulant wie stationär – auf die Bedarfe der Region zugeschnitten, jedoch unterliegen deren Möglichkeiten keiner Sprengelbildung. Das heißt, auch betroffene Familien außerhalb des vorgesehenen Versorgungsgebietes können die Leistungen wahrnehmen, wenngleich dies stets einer individuellen Entscheidung seitens der jeweiligen Organisation bedarf.
Hier finden Sie weitere Informationen und Kontakte zu unserem Zentrum Niederbayern und zu Haus ANNA Eichendorf.