Notwehr gegen den pädiatrischen Notstand

Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger (Bündnis 90/Die Grünen) zu Besuch im Haus ANNA Eichendorf

Die pädiatrischen Disziplinen, darunter auch die teilstationäre Kinderhospizarbeit, leiden unter dem enormen Personalmangel im medizinisch-pflegerischen Setting im Besonderen. Zudem geht durch die generalisierte Pflegeausbildung, die einen leichteren und umfassenderen Einstieg in das Berufsfeld erbringen sollte, viel spezialisiertes Fachwissen verloren. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, baut die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) aktuell eine eigene Akademie auf, die Fachkräften aus den eigenen Reihen, aber auch aus anderen Organisationen, dieses Wissen zur Ausführung der spezialisierten Versorgung in der Kinderhospizarbeit zurückgibt. Dieser Zwang zur Eigeninitiative war allerdings nur eines von vielen Themen, welches beim Besuch von Marlene Schönberger, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) im Haus ANNA Eichendorf behandelt wurde.

Zunächst zauberte der Bundestagsabgeordneten aber ein kleiner, besonderer Gast ein großes Lächeln auf die Lippen, welche einen limitierten Bildband der Stiftung AKM überreichte. Dieser Geste nachfolgend führte Astrid Kantner, Leitung Hausverwaltung, Marlene Schönberger und Thomas Maier, der jene in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag des Landkreises Dingolfing-Landau begleitete, durch das Pilotprojekt. Aktuell können dabei lediglich vier von acht verfügbaren Betten belegt werden, wie die Stifterin und Geschäftsführerin der Stiftung AKM, Christine Bronner, mit Blick auf den allgegenwärtigen Personalmangel erläuterte. „In der Pädiatrie ist es schon fünf nach zwölf. Dass wir eigenständig und teils auf eigene Kosten unsere Fachkräfte nachqualifizieren, ist eine Art Notwehr angesichts der vorherrschenden Situation.“

Evaluation des Betriebes geplant

Nebst dem Aufbau einer Akademie betreibt die Stiftung AKM zusammen mit der Technischen Universität München auch Bedarfsforschung im Bereich der teilstationären Kinderhospizarbeit. Bereits vor Umsetzung des Projekts Haus ANNA wurden die Bedarfe bayernweit erhoben, nun soll der Betrieb begleitevaluiert werden. Zur Finanzierung dieser Evaluation bot Marlene Schönberger, die ihre Fraktion als ordentliches Mitglied des Bundesausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung vertritt, prompt ihre Unterstützung an. Weiter erörterte Astrid Kantner auch die generelle Spendenabhängigkeit der Kinderhospizarbeit, die selbst bei Vollbelegung immer mindestens fünf Prozent der Betriebskosten betrage. Aufgrund der geringeren Belegungsmöglichkeiten aufgrund des Personalmangels falle dieser Fehlbetrag entsprechend aktuell deutlich höher aus.

Kinderrechte ins Grundgesetz

Im weiteren Verlauf der Führung bestaunte die kleine Delegation der Grünen die heilpädagogische Innenarchitektur in der „Lichtung“ und ließ sich von Corinna Burkhard, Geschäftsführerin der Kinderhospiz & Junges Wohnen Haus ANNA gGmbH, in das Konzept der „Intensivpflege im Wohnzimmer“ einführen. Dabei entstand eine lebhafte, wenngleich sehr wertschätzende Diskussion über die Möglichkeit, wie vom Europäischen Gerichtshof gefordert, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und welch positive Auswirkungen diese für die Arbeit in der teilstationären, aber auch ambulanten Kinderhospizarbeit hätten. „Die Regierungsfraktionen scheitern hier an den Bedenken der Opposition, die bei Änderungen des Grundgesetzes zumindest teilweise ihre Zustimmung leisten müssen“, ärgerte sich Marlene Schönberger.

Geschlossen wurde der kurzweilige Besuch der Bundestagsabgeordneten und des Kreisrats, die sich sehr viel Zeit für das Projekt, aber auch die Anliegen der Stiftung AKM nahmen, anschließend in gemütlicher Runde. Christine Bronner berichtete hierbei über die Entstehungsgeschichte der Kinderhospizarbeit, die in Bayern und darüber hinaus parteiübergreifender Unterstützung bedarf, und die Entwicklung der Stiftung AKM, die in diesem Jahr in zwanzigjähriges Jubiläum feiert.

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Marlene Schönberger (Mitte) bei ihrem Besuch in Haus ANNA Eichendorf.
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Stifterin Christine Bronner (Mitte) erklärt das Konzept von Haus ANNA.
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Georg Sonner