Ehrenamtliche Familienbegleiter*innen gesucht – Schulungen ab Herbst in den Zentren Südostoberbayern und Südwestoberbayern
Wenn Kinder oder Elternteile lebensbedrohlich erkranken, gerät in deren Familie alles aus den Fugen. In diesen Phasen unterstützt sie auf Wunsch das ambulante Kinderhospiz in Rosenheim, das Familien in ganz Südostoberbayern begleitet. Neben hauptamtlichen Kinderhospizfachkräften sind häufig auch ehrenamtliche Familienbegleiter*innen vor Ort bei den Familien mit im Einsatz. Sie sind Vertrauensperson, Spiel- und Gesprächspartner*in, schenken den erkrankten Kindern oder Geschwisterkindern ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und ein Stück Normalität im oft schwierigen Alltag. Melanie S. aus Neubeuern (Landkreis Rosenheim) ist eine dieser Ehrenamtlichen.
Über eine Nachbarin erfuhr die gebürtige Engländerin vor ein paar Jahren vom ambulanten Kinderhospizdienst in Rosenheim. „Die Hospizarbeit hat mich schon immer interessiert, und es ist mir ein Herzensthema, anderen zu helfen. Ich habe vor etwa 10 Jahren einen Basiskurs im Bereich Hospizbegleitung gemacht. Seit etwa zwei Jahren bin ich jetzt im Zentrum Südostoberbayern der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München mit dabei. Dass ich hier helfen darf und kann, macht mich glücklich“, erzählt sie. Aktuell ist Melanie alle zwei Wochen im Einsatz und schenkt einer betroffenen Familie ihre Zeit.
„Momentan begleite ich ein Geschwistermädchen in einer Familie in Rosenheim, in der der Bruder an einem Gendeffekt und Herzfehler schwerst erkrankt ist. Es ist berührend, wie froh seine Schwester über die gemeinsame Spielzeit und Aufmerksamkeit ist, die wir Zwei teilen. Das vertrauensvolle und respektvolle Miteinander in der Familie beruht auf Gegenseitigkeit und erfüllt mich sehr.“ Dabei übernimmt die ehrenamtliche Familienbegleiterin eine wichtige Rolle in der Familie und entlastet sie. „Hospiz-Vorkenntnisse wie meine sind aber keine Voraussetzung, wenn man sich für dieses Ehrenamt interessiert. Die Stiftung AKM schult alle Ehrenamtlichen vorab intensiv und bereitet sie fachlich auf ihre Aufgabe in den Familien vor. Ich habe damals sehr viel gelernt und mitgenommen. Über Trauer bei Kindern, lebensbedrohliche Krankheiten, Familiensysteme, über die Kinderhospizarbeit und über Selbstfürsorge, und damit auch viel über mich selbst. Die Schulungsleitung Christina Schultz aus Rosenheim ist ein Herz von einer Seele und nimmt jedem das Gefühl, dass man bei der Familienbegleitung etwas falsch machen könnte.“
„Toller Spirit“
Dennoch, selbst bei einer guten Vorbereitung kann es immer zu unvorhersehbaren Situationen bei den Ehrenamtseinsätzen kommen – und eine Familienbegleitung kann auch belastend sein. „Wenn ich Fragen habe oder unsicher bin, kann ich mich immer an die hauptamtlichen Kinderhospizfachkräfte im Zentrum Südostoberbayern wenden. Es finden regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen statt und generell sind wir immer im engen Austausch, damit ich die Familie bestmöglich begleiten kann. Jeder trägt dazu bei, dass es für die Familie in ihrer schwierigen Situation ein wenig leichter wird – das ist ein toller Spirit“, so Melanie.
Nach ihrem Einstieg als ehrenamtliche Familienbegleiterin in der Stiftung AKM war sie zunächst für etwa eineinhalb Jahre in einer Familie, in der sie das erkrankte Kind regelmäßig begleitet hat. Ihre Sorgen waren groß, dass sie im Umgang mit dem Jungen etwas falsch machen könnte. „Gerade anfangs war ich unsicher im Umgang mit ihm. Aber die Eltern haben mich prima vorbereitet, darauf, wie ich handeln muss, wenn es ihrem Sohn gesundheitlich plötzlich schlecht geht, oder welche Medikamente er benötigt. Was zu tun ist und wen ich informieren muss, wenn der Ernstfall eintritt. Und mit der Zeit wurde ich auch ruhiger. Besonders schön war für mich zu wissen, dass ich den anderen Familienmitgliedern in den Stunden meiner Anwesenheit ein kleines Stück besondere Familienzeit schenken konnte – die Eltern hatten Zeit für ihr anderes, gesundes Kind, für einen gemeinsamen, unbeschwerten Ausflug und mussten sich für ein paar Stunden einmal nicht „sorgen“.“
„Etwas geben, was andere nicht haben: Zeit“
„Ich finde es schön, dass ich meine Zeit so sinnvoll nutzen kann. Ich habe selber Kinder und ein Enkelkind – gleichzeitig ist mir meine Zeit für meine Ehrenämter sehr wichtig. Es gibt mir ein zufriedenes Gefühl, und gleichzeitig bin ich sehr dankbar für meine, für unsere eigene Gesundheit. Dankbar für das, was ich alles habe. Für mich ist das der richtige Weg: Etwas zu geben, was andere nicht haben: Zeit.“
Die ehrenamtliche Familienbegleitung ist in vielen Fällen bewegend, und so ist auch nicht jede*r dafür geeignet, dieses Ehrenamt zu übernehmen. „Natürlich ist das Ehrenamt teilweise sehr fordernd – und kann emotional erschöpfen. Gerade am Anfang einer Familienbegleitung, wenn man sich erst einfinden und sich gegenseitig mit allen Gegebenheiten kennenlernt, kann das anstrengen. Aber es ist auch eine sehr schöne Phase – nicht zuletzt gibt die Dankbarkeit der Familien einem die Kraft, die es braucht, um da zu sein. Und das ist unsere Aufgabe. Da sein.“
Schulung ab Herbst: noch freie Plätze!
Alle Familienbegleiter*innen der Stiftung AKM werden wohnortnah in betroffenen Familien eingesetzt, maximal einmal wöchentlich für zwei bis vier Stunden, je nach Absprache mit der Familie. Interessierte am „Ehrenamt Familienbegleitung“ in der Region Südostoberbayern (Stadt & Landkreis Rosenheim, Mühldorf, Altötting, Berchtesgadener Land und Traunstein) können sich an Christina Schultz aus dem Zentrum Südostoberbayern wenden (Tel.: 0176 1234 6699) oder beim Tag der offenen Tür am 21. Juni zwischen 14 und 18 Uhr im Zentrum Südostoberbayern vorbeischauen (Landwehrstr. 3, 83022 Rosenheim).
„Es wäre wirklich toll, wenn sich noch mehr Menschen für dieses wichtige Ehrenamt begeistern und etwas von ihrer Zeit geben möchten. Gerade sucht das Zentrum Südostoberbayern wieder verstärkt nach Unterstützung, denn die Anfragen von Familien nehmen zu. Da sich die Stiftung zum größten Teil durch Spenden finanziert, ginge die Familienbegleitung ohne ehrenamtliche Hilfe aber gar nicht. Für die nächste Ehrenamtsschulung im Herbst 2024 in Rosenheim gibt es auch noch freie Plätze. Das Kinderhospiz-Team in Rosenheim freut sich über jede*n, der helfen mag und Anforderungen wie ein wenig Flexibilität, Zeit, mentale Kraft, Ruhe und Geduld und natürlich ein großes Herz für Kinder mitbringt.“
Weitere Informationen zu den Schulungen unter www.kinderhospiz-muenchen.de/ehrenamt.
Bild © Stiftung AKM, Melanie S. begleitet ehrenamtlich Familien mit einem schwerkranken Kind